Der Rälling und seine Geschichte
Der Rälling in Abstatt
"Rälling", das ist der Utz- oder Spottname der Abstatter. Natürlich tragen nicht nur die Abstatter einen Spottnamen, viele Gemeinden hier in der Umgebung können sich mit einem solchen "schmücken".
Aber, was ist eigentlich ein "Rälling"? „Rälling“ ist das schwäbische Wort für „Kater“. Und, wie kamen die Abstatter eigentlich zu solch einem Namen?
(übernommen vom Heimatverein Abstatt e.V.)
Aufgrund einer mündlichen Überlieferung soll sich die Namensgebung so dargestellt haben:
Früher seien die jungen Abstatter Burschen auf Brautschau in die Nachbarflecken gewandert und hätten die dortigen Weiblichkeiten umworben. Um sich bemerkbar zu machen, standen sie unter deren Fenster und miauten wie ein Kater. Daraufhin bekamen die Abstatter alsbald den Utznamen „Rällinge“.
Neben dieser romantischen Erklärung gibt es aber auch noch eine andere Theorie, wie die Abstatter zu ihrem Utznamen kamen:
Eine Alt-Abstatterin berichtete:
„Als ich klein war, hat mir eine Abstatterin (geb. 1878) immer erzählt, dass vor dem großen Kirchenbrand 1899 auf dem Abstatter Kirchturm eine kleine Glocke war, die furchtbar gescheppert hat und die Rälling genannt wurde. Und deshalb nannten alle umliegenden Dörfer die Abstatter „Rällinge“.“
Dazu kann die Glockenkunde belegen, dass ein „Rälling“ eine kleine Glocke ist, deren Brand nicht optimal geglückt ist und die deshalb nicht ganz tonrein ist. Diese Glocken waren günstig zu erwerben und dienten in der Regel dann als Rathaus- oder Schulhausglocken, seltener als Kirchenglocken (wie wohl in Abstatt). Oft schepperten sie so fürchterlich, dass ihr Geläute dem Miauen eines Katers auf Brautschau oder bei Kämpfen mit Rivalen nicht unähnlich war. Daher erhielten diese Glocken die Bezeichnung „Rällinge“. Dies ist in der Glockenkunde ein allgemein bekannter Begriff.
Oder so:
„Kamen die Abstatter früher in benachbarte Dörfer, war immer Vorsicht angebracht. Die als arm geltenden Abstatter machten zwar in den Wirtshäusern oft eine ordentliche Rechnung, konnten sie aber selten begleichen. Sie sollen dann ihre leeren Hosentaschen nach außen gekehrt haben und „Miau“ gerufen haben. Deshalb wurden sie „Rällinge“ genannt.
So wurde der Rälling mehr und mehr zum Wahrzeichen, zur Identifikationsfigur der Abstatter. Längst weiß keiner mehr genau zu sagen, wie lange sie diesen Namen schon tragen und doch ist der Kater zum „Maskottchen“ (Wahrzeichen) der Abstatter geworden.
Vor 40 Jahren hat der Graphiker Horst Schwarz, selbst in Abstatt lebend, dem Rälling ein „Gesicht“ gegeben. Ein zweidimensional komponiertes Katerchen, das frech und nett seine Betrachter anblickt. Lebendig und fröhlich hat Horst Schwarz diese Katze gestaltet, die die Abstatter nun schon lange begleitet. Ursprünglich war der Rällingentwurf von Horst Schwarz als Emblem für das Abstatter Straßenfest gedacht, da dieser Kater für die Gemeinde einzigartig war und ist.
Zur Einweihung des Bürgerparks 2008 entstand die Idee, dem schönen Kater doch eine plastische Gestalt zu geben – ein Rälling zum Anfassen. Nach Ansicht der zweidimensionalen Katerentwürfe von Horst Schwarz begann eine Firma in der Schweiz mit der Gestaltung. Ein großer sympathischer Kater sollte es werden. Graphiker Horst Schwarz, der bei diesem Projekt beratend tätig war, gab dem Rälling den letzten Feinschliff.
Es wurde ein großer Kater, und er hat auch gleich noch Kollegen bekommen, denn wo ein Kater sein soll, da sollten es auch noch mehr werden. Aus dieser Grundidee heraus wurde schon der nächste Gedanke geboren, und man warb die Planer, Firmen und Architekten, die in das Bürgerparkprojekt involviert waren, an, einen Kater zu gestalten. Auch den hiesigen Gewerbetreibenden und anderen öffentlichen Institutionen wurde die Idee vorgestellt. Wer Interesse hatte, konnte einen Rälling zur eigenen kreativen Gestaltung erwerben.
So sind aus einfachen weißen Katzen (Größe: 2 x 2 Meter) Kunstwerke entstanden. Jeder Rälling ist auf seine Weise besonders und einzigartig geworden. In jedem Einzelnen stecken Ideen, Engagement, Zeit und Fleiß. Um diese Kunstwerke gebührend zu würdigen, hat jede kreierte Katze einen Platz im Bürgerpark Abstatt oder in der Gemeinde erhalten. Damit auch die Besucher des Parks die Rällinge bewundern können, soll sie dieser Plan durch die Parkanlagen führen und ihnen Künstler und Intentionen nahe bringen.